10. Transkribieren von verbalen Daten in Statements

Dieses Kapitel behandelt schwerpunktmäßig die tiefste Form der Analyse qualitativer Daten, das Tagging von verbalen Daten aus qualitativen Interviews und Gruppendiskussionen.

Vor der Kategorisierung, dem eigentlichen Tagging von qualitativen Daten, ist es wichtig, diese in Text basierte Statements umzuwandeln.
Diesen Prozess bezeichnet man als Transkription.
Stellt man an die Analyse qualitativer verbaler Daten einen Anspruch an Objektivität und Transparenz, hat sich ein Verfahren bewährt, das hier kurz dargestellt werden soll.

  1. Transkription (Abtippen oder Spracherkennung) der Aufzeichnungen (Tonaufnahmen) in Fließtext.
    Pausen sollten durch “…” dargestellt werden. Das Ergebnis sollte eine Textdatei für Textverarbeitungsprogramme (z.B. Word) sein.

    “Ja also äh im Geschäft nämlich, da kam die Verkäuferin … glaube die hat Huber geheißen oder so …  so ne blonde und hat mir so Mobilfunktarife vorgestellt. Zuerst hat sie mich gefragt, ob ich schon Kunde bei o2 bin und wie viel ich telefoniere in welche Netze und so weiter. Dann hat sie mir verschiedene Tarife gezeigt, die waren alle … das muss mal gesagt werden … ja zu komplex ich habe nichts gepeilt, bin wieder gegangen, nur ‘nen Flyer habe ich mitgenommen.”

  2. Anonymisierung des Textes.
    Es ist für den Datenschutz erforderlich alle Namen von Personen und Aussagen, anhand derer man Personen identifizieren kann, zu anonymisieren.
    Das Betrifft Aussagen zum Interviewpartner oder aber auch zu anderen Personen, die nicht Kern der Fragestellung selbst sind.

    “Ja also äh im Geschäft nämlich, da kam die Verkäuferin …  so ne junge dicke und hat mir Mobilfunktarife vorgestellt. Zuerst hat sie mich gefragt, ob ich schon Kunde bei o2 bin und wie viel ich telefoniere in welche Netze. Dann hat sie mir verschiedene Tarife gezeigt, die waren alle … das muss mal gesagt werden … ja zu komplex ich habe nichts gepeilt, bin wieder gegangen, nur ‘nen Flyer habe ich mitgenommen.”

  3. Überarbeitung des Textes, indem “ähs”, umständlicher oder unkorrekter Satzbau korrigiert werden.

    “Im Geschäft kam die Verkäuferin X und hat mir Mobilfunktarife vorgestellt. Zuerst hat sie mich gefragt, ob ich schon Kunde bei o2 bin und wie viel ich in welche Netze telefoniere. Dann hat sie mir verschiedene Tarife gezeigt. Die Tarife waren alle zu komplex, unverständlich. Ich bin wieder gegangen und habe einen Flyer mitgenommen.”

  4. Umwandeln des Fließtextes in einzelne Statements mit klarem Sinnzusammenhang.
    Oftmals wird in der Praxis gleich auf diesen Schritt transkribiert, um Zeit zu sparen.
    Essentiell ist hier Statements zu formulieren, die den Sinn der Aussagen des Interviewpartners widerspiegeln.

    “Im Geschäft von o2 kam die Verkäuferin X und hat mir Mobilfunktarife vorgestellt.”
    “Zuerst hat die Verkäuferin mich gefragt, ob ich schon Kunde bei o2 bin und wie viel ich in welche Netze telefoniere.”
    “Als zweites hat die Verkäuferin bei o2 mir verschiedene Tarife gezeigt.”
    “Die Tarife bei o2 waren alle zu komplex, unverständlich.”
    “Ich bin wieder aus dem Geschäft von o2 gegangen und habe einen Flyer mitgenommen.”

Mit diesem Schritt ist erreicht, dass die ursprünglich verbalen Daten zu Textstatements geworden sind.
Dies ist die Basis für die mehrdimensionale Kategorisierung, den nächsten Schritt zur Analyse der qualitativen Daten.
Das nächste Kapitel stellt den Kategorisierungsprozess dar.